Verkehrsversuch Seestraße Dresden
Der Seestraße in ihrer jetzigen Form mangelt es an Aufenthaltsmöglichkeiten und Grünstrukturen. Stattdessen nimmt der Autoverkehr einen großen Teil der Fläche ein, während in der Verlängerung der Verkehrsachse in Richtung Prager Straße und historische Altstadt der Fußverkehr Vorrang hat. In einem temporären Verkehrsversuch sollte ermittelt werden, wie sich eine Verkehrsberuhigung in der Seestraße auf den Stadtraum auswirkt. Hierbei war maßgebend, dass die temporäre Maßnahme nachhaltig geplant wird, sodass die eingesetzten Materialien nach Abschluss des Versuchs wiederverwendet werden können.
Im Rahmen des Versuchs wurde eine Fußgängerzone mit dem Zusatz „Liefer- und Radverkehr frei“ eingerichtet. Um den Stadtraum für alle FußgängerInnen, Anwohnenden und Besuchenden attraktiv zu gestalten, wurden die Flächen neu zoniert. Im Sinne der Barrierefreiheit und für eine bessere Sichtbarkeit der Erdgeschosszonen mit Einzelhandelsgeschäften wurde der Laufweg vor die Gebäude gelegt, während die Aufenthaltsflächen abgerückt wurden. Zur leichteren Überwindung der hohen Bordsteine wurden mehrere Asphaltkeile angebracht. Holzdecks, die am Rand der Fahrspur platziert wurden, sollten den Straßenraum aufbrechen und die Geschwindigkeit des weiterhin durchfahrenden Rad- und Lieferverkehrs reduzieren. Gleichzeitig laden Sitz- und Pflanzkuben zum Verweilen ein. Zwischen den Decks sowie auf den seitlichen Gehwegen wurden Fahrradständer aufgestellt.
Durch die vom Kulturpalastprojekt aus dem Jahr 2023 bereitgestellten Sitzkuben entstanden unterschiedlich große und verschieden angeordnete Sitzgruppen, die das Aufenthaltsangebot erweitern. Dieses Angebot wird durch mobile Stühle ergänzt, die in einem begrenzten Radius bewegt werden können. Alle Elemente sind in ein Arrangement aus Pflanzbeeten und Bäumen eingebettet. Das üppige Grün gliedert den Raum, schafft Sichtschutz, erzeugt Sitznischen und eine angenehme Atmosphäre, spendet Schatten, kühlt die Umgebung, dämpft den Lärm, sorgt für Sauerstoff und bringt nicht zuletzt Freude für die PassantInnen. Sowohl bei der Artenauswahl als auch in der Qualität der Gehölze wurde auf Vielfalt gesetzt. Insgesamt wurden 16 Bäume im Gebiet verteilt, ergänzt durch 36 Pflanzbeete aus Paletten, die mit hitzeresistenten und trockenheitstoleranten Stauden sowie einjährigen Blumen bepflanzt sind, und 90 Kuben mit Weiden vom Kulturpalastprojekt, die als vertikales Grün vor den Arkaden eingesetzt wurden.
Die Maßnahme fand vom 8. Juli bis zum 20. Oktober 2024 statt. Der Versuch wurde durch eine Verkehrserhebung und eine Bürgerbefragung begleitet, um am Ende auswertbare Ergebnisse zu erhalten. Aufgrund zahlreicher positiver Rückmeldungen vor Ort kann schon eine erste positive Bilanz gezogen werden. Dies veranlasste die Stadt, einige Elemente vorerst vor Ort zu belassen, darunter die Pflanzbeete, Sitzkuben, Stühle und Fahrradständer. Diese Elemente werden sinnvoll in neuen Gruppen auf den Gehwegen und dem Platz am Dr.-Külz-Ring angeordnet. Auch die Asphaltkeile bleiben erhalten, um die Straße weiterhin barrierefreier queren zu können. Die Bäume werden nach der temporären Aufstellung in Springringen (Kunststoffmantel) fachgerecht im Dresden Stadtgebiet eingepflanzt. Jeweils vier Bäume gehen an die Kita Annenstraße und Josephinenstraße, ein Baum wird den Schulhof der Internationalen Schule bereichern, und sieben neue Schattenspender kommen in den Alaunpark. Die Holzdecks in der Fahrspur müssen über das Winterhalbjahr abgebaut werden und werden möglicherweise im nächsten Jahr wieder aufgebaut oder für weitere Verkehrsversuche im Stadtgebiet eingesetzt. Die Weidenkuben werden nachgenutzt in zwei Schulen und eine jüdische Kultusgemeinde zur Begrünung oder als Sitzelemente in ihren Einrichtungen.
Zeitraum des Verkehrsversuchs | Juli bis Oktober 2024 |
Leistungsphasen | 1-8 |
Auftraggeber | Landeshauptstadt Dresden |
Ort | Dresden, Seestraße |